Die Geschichte des Hauses Hotel Stadt Magdeburg
Die Prignitz gehört zu den ältesten deutschen Siedlungsgebieten östlich der Elbe.
Im Zuge der deutschen Besiedlung der Prignitz im 12. und 13. Jahrhundert errichteten die Edlen Herren Gans entlang der Stepenitz in Wittenberge, Perleberg, Wolfshagen und Putlitz eigene Burgen. In Perleberg wurde die Burganlage der »Gänse« um 1180, spätestens jedoch 1200, errichtet. Die Gänseburg stand in den Gärten, die sich heute zwischen der Wittenberger Straße und dem Flüsschen Stepenitz entlang ziehen. Diese Gegend wird seit alters her als sumpfig und von zahlreichen Wasserläufen durchzogen beschrieben. Noch im ältesten Stadtplan von Perleberg von 1726 ist hier eine große Flussschleife mit zwei kleinen Inseln eingezeichnet, von der heute nichts weiter übriggeblieben ist, als ein winziges mooriges Bächlein. Wo genau die Gänseburg stand ist nicht gewiss, doch wird in älteren Darstellungen das Gartengelände des Hotels »Stadt Magdeburg« genannt, was mittelalterliche Mauerwerksreste im Kellergeschoss mit Klosterformatziegeln belegen.
1364 wird hier ein Acker »spacium agri ante domum Ganseborck« erwähnt – damals stand also noch ein Gebäude –, doch bereits 1542 ist nur noch von Gärten bei und auf der Gänseburg die Rede, denn nachdem die sogenannte »schwarze Linie« des Adelsgeschlechts der Herren Gans in Perleberg um 1300 ausstarb, verfiel auch die Gänseburg. Der schon im 14. Jahrhundert erwähnte Grahlplatz, in Blickweite des heutigen Hotels »Stadt Magdeburg«, wurde bereits im Mittelalter am Fuße der ehemaligen Gänseburg für Reitspiele und Turniere genutzt. Heute befindet sich hier ein Gedenk- und Ehrenfriedhof für die gefallenen Soldaten der Weltkriege. Nach mehreren Stadterweiterungen im 18. und 19. Jahrhundert in Verbindung mit dem Chausseeausbau Richtung Wittenberge / Magdeburg wurde das Hotel »Stadt Magdeburg« als Gastwirtschaft mit Unterkunft errichtet.
Die erste quellenkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1843 zurück, in dem der Gastwirt Genicke einen Anbau beim städtischen Baurat beantragte. Vordem wird die Gastwirtschaft schon einige Jahre in Betrieb gewesen sein, was aber anhand der Flurkarte des Schmettauschen Kartenwerks nicht vor 1787 der Fall gewesen sein kann.
Dem Gastwirt Genicke folgten im gastronomischen Betrieb ab 1869 die Gastwirte Otto Kind & Sohn, 1898 Herrmann Krüger, 1910 Hugo Schlagmann und 1937 Otto Berg.
Unter den in den vorgenannten Jahren wechselnden Gastwirten wurden auch mehrfach bauliche Veränderungen am ursprünglich zum Teil als Fachwerkbau errichteten Hotel »Stadt Magdeburg« vorgenommen. 1876 erhielt die Gastwirtschaft den noch heute vorhanden großen Saal und schon 1894 wurde ein Bühnenanbau, damals noch als Musikhalle bezeichnet, errichtet.
Die Außenterrasse zur Straßenseite wurde 1938 großzügig als »Sommerveranda« angelegt. Die beliebte Gaststätte diente nicht nur der Bewirtung von Gästen, sondern wurde auch Treffpunkt wichtiger gesellschaftlicher und politischer Ereignisse. 1946 fand hier die Vereinigung von KPD und SPD im Hotel »Stadt Magdeburg« statt.
Zu DDR-Zeiten wurde die Gaststätte »Stadt Magdeburg« von der damaligen Konsumgenossenschaft unter Leitung des Ehepaares Fock betrieben und war die Perleberger Adresse für Familienfeiern. Mit dem Begriff »Stama« verbinden heute noch viele alte Perleberger das gute und preisgünstige Aboessen durch die damals angebotenen Wochenkarten.
In Nachfolge dieser Gastwirtgenerationen wird das Haus Hotel »Stadt Magdeburg« als älteste noch betriebene Perleberger Gastwirtschaft traditionsbewusst weitergeführt.